Google Trends am Beispiel der US-Präsidentschaftswahl 2016
Der in dieser Periode doch so außergewöhnliche US-Wahlkampf hat ein Ende. Das (wenn auch für Einige überraschende, in jedem Fall sensationelle) Wahlergebnis ist am 9. November 2016 um etwa 9 Uhr deutscher Zeit offiziell: President-elect Donald Trump schlägt im Rennen um den Einzug ins Weiße Haus seine demokratische Kontrahentin Hillary Clinton mit 290 zu 232 Wahlmännern. Am 20. Januar 2017 wird er als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika die Nachfolge von Barack Obama antreten.
Aus gegebenem Anlass widmet sich der heutige Beitrag daher dem Thema US-Wahlkampf aus Sicht von Google, im speziellen Google Trends.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Google Trends und welchen Nutzen hat es?
Mit Google Trends wird ein Service des Unternehmens Google bezeichnet, der einen Überblick darüber bereitstellt, welche Suchanfragen in einem bestimmten zeitlichen Verlauf wie häufig von Nutzern gestellt werden. Dies wird wiederum in Verhältnis zum gesamten Suchvolumen gesetzt und seit 2004 wöchentlich entweder für die gesamte Welt oder einzelne Regionen dargestellt.
Mithilfe von Google Trends sollen die Nutzerinteressen über eine Zeitspannen widergespiegelt werden und sich hieraus Prognosen ermöglichen. So kann die Popularität von Suchbegriffen über eine Zeitspanne untersucht werden, wodurch sich aus den Trend-Keywords mitunter Rückschlüsse auf die Gesellschaft zulassen (oder wie in diesem Beispiel eine Wahl beobachtet und analysiert werden kann).
Was heißt das konkret für die US-Wahlen 2016?
Die US Wahl 2016 in Google Trends
Überblick der Kandidaten
Unter google.de/trends/story/election2016 bereitet Google breitgefächerte Informationen zum gesamten US-Wahlkampf 2016 auf.
Dabei können die Suchanfragen nach den Präsidentschafts-Kandidaten
- Hillary Rodham Clinton
- Donald Trump
- Gary Johnson
- Jill Stein
- Evan McMullin
sowie den Vizepräsident-Kandidaten
- Tim Kaine
- Mike Pence
- William Weld
- Ajamu Baraka
gefiltert werden.
Auch die Google Trend Grafiken zu der Suchanfragen-Verteilung im Zusammenhang der vorangegangenen Debatten zwischen den beiden Spitzenkandidaten Clinton und Trump am 9. Oktober in St. Louis, am 26. September in New York sowie am 19. Oktober in Las Vegas können im Detail untersucht werden.
Die Trends am Wahltag selbst
Im Minutentakt konnten am Wahltag selbst, dem 8. November 2016, die Suchanfragen, die sich auf Wahlprogramm-Inhalte beziehen, über Google Trends beobachtet werden.
Wie die Abbildung zeigt, war das Suchinteresse an den politischen Themen Immigration, Abtreibung sowie Rassen-Diskurs am höchsten. Hieraus könnte man schlussfolgern, dass jene Themen (gerade für Swing Voters) ausschlaggebend in der Wahlentscheidung waren oder zumindest mehr Gewicht bei der Stimmgabe hatten als die Themenschwerpunkte Klimawandel und Waffenkontrolle.
An der “Top Related Searches” Liste lässt sich daneben ablesen, welche Suchanfragen thematisch in Zusammenhang mit Clinton bzw. mit Trump gestellt wurden:
Youtube-Video-Aufrufe der Spitzenkandidaten
Überdies bietet Google Trends eine Kartenansicht der Vereinigten Staaten (sowie im Zoom aller Staaten im Detail) darüber, welche Präsidentschaftskandidaten vorwiegend in Youtube Videos betrachtet wurden.
Im unteren Bild sind die eingefärbten blau Felder Regionen, in denen über den Zeitraum 6. Oktober 2016 bis 5. November 2016 insbesondere Videos von Hillary Clinton konsumiert wurden; die roten Felder zeigen auf, dass vor allem Donald-Trump-Videos aufgerufen wurden.
Electionland: Wahl-Auffälligkeiten in Echtzeit
Mit dem Projekt “Electionland”, das neben Daten von Google Trends auch soziale Medien und Wahl-Hotlines ausgewertet hat, erhält man auf Google Trends zudem eine Online-Karte, die in Echtzeit Suchanfragen zu Wahl-Problemen dokumentiert. Diese Auffälligkeiten sind in fünf Kategorien unterteilt:
- Provisional ballots status: Dies bezieht sich auf Fälle, in denen ein/e Wähler/in gewählt hat, jedoch noch nicht klar ist, ob diese Stimme zählen wird, weil er/sie z.B. nicht auf der Registrierungsliste erscheint, obwohl er/sie eigentlich registriert sein müsste.
- Long wait time at polling stations: Dies bezieht sich auf Wahllokale mit langen Wartezeiten.
- Inactive voter status: Wenn es nicht möglich war, einem/ einer Wähler/in die Wahlunterlagen zuzustellen, muss er/sie sich rechtzeitig melden. Ansonsten erhält er/sie den Status “inaktiv” und darf nicht wählen.
- Voting machine issues: Dies bezieht sich auf Probleme mit den Wahlcomputern, die in den USA im Einsatz sind.
- Voter intimidation: Dies bezieht sich auf die Wähler-Einschüchterung. Denn immer wieder kommt es vor, dass versucht wird, Andere vom Wählen abzuhalten oder ihre Wahlentscheidung zu beeinflussen.
Die Karte zeigt deutlich, dass in den Staaten Florida, Ohio und Indiana, insbesondere aber North Carolina, vermehrt Suchanfragen gestellt wurden, die sich auf den “provisorischen” Status der Stimmwertung beziehen. In Pennsylvania und Wyoming wurden auffällig viele Suchanfragen zu Problemen mit dem Wahlautomaten gestellt.
Auch Deutschland im US-Wahl-Fieber
Der Wahlkampf und auch die Wahl selbst hat international große Wellen geschlagen. Der Sensationssieg von Donald Trump beschäftigte auch die Deutschen im besonderen. Am Wahltag verzeichnete Google Trends alleine aus Deutschland 5 Millionen Suchen zu dem Thema. (Zum Vergleich: Der Tag der Deutschen Einheit sowie die im Zusammenhang stehenden Proteste und Feierlichkeiten kamen lediglich auf 2 Millionen Anfragen.)
Suchanfragen nach der Wahl
Nicht nur am Wahltag selbst ist das Suchinteresse an den Kandidaten und dem Wahlergebnis groß. Da es sich auch mit Blick auf die Prognosen eher um einen Überraschungssieg des republikanischen Kandidaten Donald Trump handelt und weil dieser im Wahlkampf haarsträubende Versprechungen äußerte, blickt die Welt, vor allem Europa, verunsichert auf die andere Seite des Ozeans. Der Wissensdurst am President-elect und seiner Familie ist groß, die Enttäuschung über die Niederlage Clintons ebenso. Auch dies spiegelt sich in den Suchanfragen der letzten Stunden und Tage.
Zu den häufigsten Suchen im Zusammenhang mit Hillary Clinton, die vorher nicht gestellt wurden, zählen in Deutschland:
- hillary clinton concession speech
- clinton rede
- clinton popular vote
- clinton mehr stimmen als trump
- kann clinton noch gewinnen
- clinton reaktion
Auch bei Donald Trump beziehen sich viele in Deutschland gestellte Suchen entsprechend auf dessen Siegesrede. Eine Vielzahl der Amerikaner ist mit dem Wahlergebnis, milde gesagt, unzufrieden. So gehören in den Vereinigten Staaten Suchbegriffe wie
- trump protests
- trump protest
- how did trump win
- trump riots
- what states did trump win
- did trump win popular vote
- anti trump protests
- how many electoral votes did trump get
zu den Aufsteiger-Begriffen. Auffällig ist, dass die Anzahl von Suchen, die sich auf das sog. “Popular Vote” beziehen, im Zusammenhang der Wahlergebnisse sowohl bei Suchen mit Clinton als auch bei Suchen mit Trump stark gestiegen sind. Denn tatsächlich hätte die Demokratin die Wahl für sich entschieden. Prozentual gesehen hat Hillary Clinton mehr Wählerstimmen erhalten als ihr republikanischer Kontrahent.
In der Folge lässt sich der “Schock” und die Unzufriedenheit zahlreicher Amerikaner ob der Wahlergebnisse auch im Suchverhalten nach der Wahl ablesen. Man darf gespannt abwarten, in welche Richtung sich die Meinungen der US-Bürger in den kommenden Wochen bewegen werden und was sich dann in den Google Trends ablesen lassen wird.